Überblick
Dieser Artikel befasst sich mit Indoor-Fotografie im mobilen Studio, insbesondere in Kindergärten und Grundschulen. Dabei werden Einblicke in Sets und Requisiten, den Ablauf des Fototages, die technische Umsetzung und die organisatorischen Details bei der Indoorfotografie gegeben.
Unser Tipp: Wenn du noch tiefer in die Themen dieses Artikels eintauchen oder mehr Equipmentempfehlungen erhalten möchtest, schau dir gerne unsere passende Webinaraufzeichnung an: Zum Webinar
1. Lichtaufbau und Set
Zwei Lichtquellen: Der Hauptaufbau des Lichts kann z.B. aus zwei Lichtquellen bestehen. Die erste Lichtquelle dient als Hauptlicht und wird oft als Schirmbeleuchtung genutzt, um ein weiches, diffuses Licht zu erzeugen, das das gesamte Set gleichmäßig ausleuchtet. Die zweite Lichtquelle, meist ein härteres Effekt- und Hintergrundlicht, sorgt dafür, dass der Hintergrund gleichmäßig ausgeleuchtet wird und das Motiv (das Kind) besser hervorgehoben wird. Die Position der zweiten Lampe ist neben dem Hintergrund, und sie erzeugt auch schöne Konturen in den Haaren und im Gesicht auf der Schattenseite. Die Wahl zwischen einer Softbox und einem Schirm hängt stark vom gewünschten Lichtcharakter ab. Eine Softbox würde das Licht stärker bündeln und weicher machen, während ein Schirm das Licht breiter streut und einen größeren, gleichmäßigen Lichtbereich schafft.
Schatten und Hintergrundgestaltung: Durch die Verwendung des zweiten Lichts, das den Hintergrund gleichmäßig beleuchtet, werden harte Schatten im Bild vermieden. Dies ist besonders wichtig, wenn man den Hintergrund bewusst scharf oder unscharf darstellen möchte. Ein unscharfer Hintergrund kann erreicht werden, indem man das Licht auf eine Art und Weise setzt, dass es das Motiv isoliert, während der Hintergrund durch die geringere Tiefenschärfe weich gezeichnet wird.
Hintergründe: Viele Fotograf:innen nutzen indoor hochwertige Vinyl-Hintergründen Diese Hintergründe sind leicht, strapazierfähig und lassen sich einfach transportieren und aufbauen. Ein besonderer Vorteil ist, dass diese Hintergründe keine Falten werfen, selbst wenn sie geknickt oder zusammengerollt werden.
Setaufbau: Der Aufbau des Sets erfolgt, wann immer möglich, gegenüber dem Eingang. So kommen Kinder nicht direkt ins Sichtfeld des Modells, was eine visuelle Ablenkung verhindert. Dies erleichtert die Konzentration auf das Kind, das fotografiert wird. Der Raum sollte im Idealfall genug Platz bieten, um die Lichtquellen und den Hintergrund effektiv aufzustellen.
2. Technische Einstellungen
Blitzleistung und ISO-Wert: Beim Fotografieren im mobilen Studio kann man z.B. 400 Wattsekunden-Blitzlampen verwenden. In Kombination mit einer etwas höherer ISO-Einstellung (z.B. ISO 400) wird weniger Blitzleistung nötig, was zu einer schnelleren Blitzfolge führt und die Lebensdauer der Lampen verlängert.
Belichtungsmessung: Der Weißabgleich kann direkt über die Kamera erfolgen und zur Lichtmessung bietet sich ein klassischer Belichtungsmesser an. Auch wenn die Lampen oft an denselben Stellen stehen, variiert die Beleuchtung durch Reflexionen von weißen Decken oder hellen Wänden. Dies führt zu kleinen, aber merklichen Schwankungen in der Belichtung. Eine Abweichung von zwei Drittel Blenden kann signifikant sein, da sie den Gesamteindruck des Bildes beeinflusst – ob es zu hell oder zu dunkel wird. Ein Belichtungsmesser kann verwendet werden, um solche Abweichungen zu messen und die Blitzleistung oder ISO-Werte entsprechend anzupassen.
Reflexionen im Raum: Licht wird stark durch weiße Wände und Decken reflektiert, was zu Lichtschwankungen führen kann. Um dies zu vermeiden, kann man, wenn vorhanden, Jalousien verwenden, um z.B. Sonnenlicht auszuschließen. Besonders Fensterfronten beeinflussen die Lichtverhältnisse, und bei starkem Tageslichteinfall kann es nötig sein, den Raum abzudunkeln.
3. Tipps am Fototag
Organisation der Zugangskarten: Gerade bei Einrichtungen, in denen mehrere Gruppen fotografiert werden, ist es ratsam, die Zugangskarten nach Gruppen und alphabetisch geordnet auszulegen, um schnell auf die nächste Gruppe wechseln zu können. Da die Geschwisterkinder oft aus verschiedenen Gruppen kommen, sorgt diese Organisation auch dafür, dass kein Chaos entsteht. Die schnelle Auffindbarkeit der Karten minimiert Wartezeiten.
Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit: Durch eine gute Organisation der QR-Karten können während des Fototages auch mal Kinder aus einer anderen Gruppe oder Geschwisterkinder spontan fotografiert werden, indem sie in den laufenden Ablauf integriert werden, ohne den Ablauf zu stören.
Abfotografieren der der Zugangskarten: Beim Abfotografieren könnt ihr die Karten z.B. auf einem mitgebrachten Notenständer positionieren und diese immer zusammen mit dem Kind fotografieren, um später eine einfache Zuordnung zu ermöglichen.
Belichtungskontrolle: Zu Beginn des Fototages empfiehlt es sich, eine Belichtungsmessung des gesamten Sets vorzunehmen, um die Lichtverhältnisse zu prüfen und gleichzeitig zu dokumentieren. Dies ist besonders nützlich, wenn das Setup später erneut aufgebaut werden muss, spart bei zukünftigen Shootings wertvolle Zeit und stellt sicher, dass die Ergebnisse konsistent bleiben.
Dokumentation der Requisiten: Durch Testbilder während der Vorbereitungen vor Ort wird auch die Auswahl der Requisiten im Bild festgehalten und somit für Folgeaufträge dokumentiert, damit ihr beim nächsten Mal nicht mit derselben Deko in einer Bestandskita erscheint.
4. Interaktion mit den Kindern
Kinder im Fokus: Besonders jüngere Kinder lassen sich leicht ablenken. Als Fotograf:in sollte man sich während des Shootings voll auf das Kind konzentrieren und es durch kleine Requisiten, Blickkontakt und Mimik motivieren. Kinder reagieren stark auf Mimik, daher ist es wichtig, ihnen direkt zuzusehen und sie durch Lächeln oder andere visuelle Signale zu beruhigen oder zu animieren. Einige Fotograf:innen arbeiten vor allem in der Kitafotografie mit einem Stativ, welches es Ihnen ermöglicht, die Hände frei zu haben, für animierende Gesten oder kleine Spielereien mit Requisiten.
Equipment-Details: Ein Stativ mit Joystick-Kopf am Stativ bietet Fotograf:innen die Möglichkeit, die Kamera mit einer Hand in jede Richtung zu bewegen. Dies reduziert die Notwendigkeit, die Kamera immer wieder neu zu justieren, und sorgt für schnellere Reaktionszeiten, wenn das Kind sich bewegt oder eine neue Pose eingenommen werden soll. Der Joystick ermöglicht schnelle Wechsel zwischen Hoch- und Querformat, was bei der Arbeit mit kleinen Kindern, die oft unruhig sind, besonders nützlich ist.
5. Preisgestaltung
Höhere Preise rechtfertigen: Der Verkauf von Bildern wird stark durch die Qualität und das persönliche Erlebnis der Kund:innen beeinflusst. Viele Fotografen haben unserer Erfahrung nach Schwierigkeiten, höhere Preise zu verlangen, obwohl sie hochwertige Arbeit leisten. Der Fokus sollte darauf liegen, den Eltern die besondere Qualität der Bilder zu vermitteln.
Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Schaffung eines persönlichen Erlebnisses für die Eltern, das über das bloße Fotografieren hinausgeht – wie etwa die Interaktion mit den Kindern und die Qualität der Nachbearbeitung. Kunden, die das Gefühl haben, dass der Fotograf bzw. die Fotografin eine besondere Verbindung zu ihrem Kind aufgebaut hat, sind eher bereit, höhere Preise zu zahlen.
6. Bildgestaltung
Requisiten und Posen: Ein zentrales Requisit ist immer hilfreich. So kann man z.B. eine kleine Holzleiter verwenden, mit deren Hilfe man das Kind in verschiedene Posen bringen kann (sitzend, stehend, aufgestützt). Dadurch entstehen mit wenig Aufwand eine Vielzahl unterschiedlicher Bilder, ohne den Standort der Kinder oder die Requisiten ständig wechseln zu müssen. Dies spart Zeit und sorgt für konsistente Ergebnisse.
Hintergrundgestaltung: Durch einen Hintergrund, der verschiedene Tonwerte bietet (z. B. heller auf der einen Seite, dunkler auf der anderen), kann durch eine geschickte Positionierung des jeweiligen Kindes ebenfalls eine Vielzahl unterschiedlicher Bilder entstehen. Natürlich eignen sich schlichte Hintergründe immer gut in der Kindergarten- und Schulfotografie.
Sprungfotos und Bewegungsaufnahmen: Die Dynamik von Sprungfotos wird oft unterschätzt. Sie bieten nicht nur eine unterhaltsame Möglichkeit für das Kind, sich zu bewegen, sondern schaffen auch spontane, lebendige Bilder, die von den Eltern sehr geschätzt werden. Mit etwas Geschick und Erfahrung schafft man es, den richtigen Moment des Sprungs einzufangen, um ein dynamisches Bild zu erhalten, das die Energie und Freude des Kindes zeigt.
Bilderserien mit Variation: Pro Kind werden am besten etwa 10-15 verschiedene Nahaufnahmen und Ganzkörperfotos erstellt, wobei die Posen, Perspektiven und Bildausschnitte variieren. Dies schafft eine abwechslungsreiche Serie, ohne dass das Set oder der Hintergrund ständig geändert werden muss. Verschiedene Blickwinkel und ein Mix aus Hoch- und Querformat sorgen für Vielfalt, selbst wenn die Requisite (z.B. eine Leiter) dieselbe bleibt.
7. Bildbearbeitung und Workflow
Schnelles Hochladen: Je perfekter die Fotos aufgenommen werden, was Ausleuchtung und Bildausschnitt betrifft, desto weniger Bildbearbeitung braucht es am Ende. So spart man eine Menge Zeit und kann die Bilder schnell in den Verkauf bringen.
Nachträgliche Bildretusche: Einige Fotograf:innen retuschieren kleine Kratzer und Hautunreinheiten in der Kita- und Schulfotografie nur auf Wunsch der Eltern, um unnötigen Arbeitsaufwand zu vermeiden.
Zeitersparnis durch Optimierung: Der gesamte Workflow vor, am und nach dem Fototag sollte immer darauf ausgelegt sein, große Mengen an Bildern in kurzer Zeit zu verarbeiten und so eine Menge Zeit zu sparen. Indem das Fotografieren und Hochladen optimiert werden, kann man den gesamten Prozess effizient abwickeln und mehr Zeit für sich selbst gewinnen.
8. Weitere Tipps zu Requisiten und Organisation
Verwendung von Notenständern: Ein Notenständer kann dazu genutzt werden, um die Codekarte des jeweiligen Kindes beim Abfotografieren zu halten, was die Organisation und Zuordnung der Bilder erleichtert.
Verwendung von Klettbändern: Aufgerollte Fotohintergründe aus Vinyl lassen sich wunderbar mit Klettbändern sichern, um sie beim Transport vor dem Aufrollen zu bewahren.
Fotos der Hintergründe: Wer kennt es nicht: Wenn man mehr als 1-2 Fotohintergründe besitzt, kommt man schnell mal durcheinander. Ein ausgedrucktes Foto des Hintergrundmotive, welches an den jeweiligen aufgerollten Hintergrund befestigt wird, sorgt für Klarheit, um welchen Hintergrund es sich in eurem Fundus handelt und das Suchen hat ein Ende.
Transport im Kombi: Trotz der umfangreichen Ausrüstung (Hintergrundsystem, Stative, Lampenkoffer etc.) reicht in der Regel ein Kombi für den Transport aus. Das Equipment wird in verschiedenen Taschen und Koffern untergebracht, was die Organisation und den Auf- und Abbau erheblich vereinfacht. Auch hier gilt das Prinzip der Effizienz und Zeitersparnis.
9. Kundenerfahrungen und Mundpropaganda
Emotionale Bindung und positive Resonanz: Eine durchdachte Vorgehensweise und die enge Interaktion mit den Kindern führen zu positiven Rückmeldungen und einer hohen emotionalen Bindung der Eltern an die Bilder. Und ist somit ein wichtiger Faktor für die Kaufentscheidung und die Höhe des Warenkorbes.
Empfehlungen und Mundpropaganda: Nach einem gelungenen Fototag mit vielen abwechslungsreichen Bildern sprechen Eltern oft positiv über die Erfahrung mit euch und empfehlen euch weiter, was im besten Fall zu einer konstanten Nachfrage und viele neue Einrichtungen führt